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Casanova

Januar 9, 2011

David Tennant kenne ich vor allem als Dr. Who, in der Rolle hat er mir sehr gut gefallen. Vorher, 2005, spielte er in dem TV-Dreiteiler Casanova die Titelrolle des legendären Frauenverstehers und -verführers. Casanova soll ihm zu Dr. Who verholfen haben: Russell T. Davies produzierte beide Serien. Tatsächlich sind beide Rollen ähnlich angelegt, lustig, spritzig, mit mehr oder weniger viel Action.

Casanova ist keine typische Literaturverfilmung. Ich habe nicht viel Ahnung davon, aber selbst mir kam es so vor, als ob beispielsweise die Kostüme (anders als die üblichen detailverliebten BBC-Serien) oft nicht viel mit den historischen Vorlagen zu tun hatten. Vom Verhalten der handelnden Personen ganz zu schweigen. Inwiefern sich der Film an die Memoiren Casanovas hält, kann ich leider nicht beurteilen, die bekannten Motive (neben den Verführungen die berühmte Flucht, die Lotterie, die Reisen, das Ende auf dem tschechischen Schloss) tauchen aber jedenfalls wieder auf.

So richtig überzeugt hat mich die Mini-Serie nicht, auch wenn sie nett anzuschauen ist und Tennant viel Witz in die Rolle einbringt. Es spricht gar nichts dagegen, historische und/oder literarische Stoffe frei zu interpretieren, sie modern auf  den Bildschirm zu bringen, mit gezielten Übertreibungen, um vielleicht bestimmte Aspekte zu betonen. Oder um einen neuen Zugang zu ihnen zu finden. Hier ist es die humoristische Seite, die im Vordergrund steht. Das ist okay, harmoniert aber nicht wirklich mit der zweiten Seite, die hier sehr betont wird, nämlich der traurigen, weil hoffnungslosen Liebesgeschichte, die Casanova mit Henrietta verbindet. Leider setzt die Regie hier und da auch noch leicht alberne, mindestens jedoch dilettantische filmische Mittel ein, um bestimmte Gefühlslagen zu betonen. Dabei ist die Grundidee so alt wie gut: Casanova (Peter O`Toole) berichtet einer Magd in seinen letzten Tagen von seinem wilden Leben, das in Rückblenden erzählt wird. O´Toole ist großartig in dieser Rolle. Auch über Rose Byrne und Laura Fraser kann ich nichts Negatives sagen. Trotzdem fehlt für mich irgendwas, wodurch die Geschichte wirklich rund wird. Vermutlich funktioniert, wie gesagt, das Nebeneinander von Witz und Tragik nicht so richtig.

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